Highlights der Artenvielfalt

TROCKENRASEN
IN RETZ & RETZBACH

Trockenrasen?

Ja richtig. Trockenrasen. Aber so trocken wie sie sich anhören, sind sie gar nicht.  Ganz im Gegenteil. Bei uns gibts richtig viel zu sehen, zu hören und zu spüren.

Was ist ein Trockenrasen?

Unter Trockenrasen verstehen die Ökologen einen Vegetationstyp, der von Gräsern und Kräutern dominiert wird und in dem wegen der Trockenheit das Wachstum von größeren Gehölzen nicht möglich ist. In südlichen Klimaten ist dieser baumfreie Vegetationstyp großflächig zonal ausgebildet, in Mitteleuropa müssen zum trockenen Klima auch geeignete Bodenfaktoren und/oder eine südliche Exposition hinzukommen, damit ein Trockenrasen entsteht. Bei den Trockenrasen rund um Retz treffen v. a. die beiden ersten Faktoren zusammen:

Das westliche Weinviertel ist die niederschlagsärmste Region von ganz Österreich: Durchschnittlich regnet es 483 mm im Jahr, in extremen Jahren wie 2017 oder 2018 aber kaum 400 mm (Quelle: ZAMG). Die Böden auf den Silikatkuppen sind sandig und nur 5 bis 15 cm mächtig über dem anstehenden Gneis, daher können sie kaum Wasser speichern.

Es gibt ganz spezielle Vegetationstypen, Pflanzen und Tiere zu entdecken, die wir hier auf unserer Website beschreiben, erklären und mit Bildern zeigen.

Wir wünschen dir viel Spaß beim Entdecken der Artenvielfalt unserer Trockenrasen!

Aktuelles

Entstehungsgeschichte

Der Franziszeische Kataster aus 1820 und danach zeigt, dass die Höhenzüge des Manhartsberges (z. B. die Große Heide zwischen Retz und Hofern, große Teile des Spittelmais, die Reide Heidbergen bei Oberretzbach und die Umgebung des Hl. Steines bei Mitterretzbach) als Hutweiden genutzt wurden. Historische Quellen belegen, dass um 1835 in der Gemeinde Retz mindestens 186 Kühe und 1.304 Schafen gehalten wurden (Schweikhart von Sickingen, 1835). 

Historische Streitigkeiten um Schafweiden werden von Resch (1936) erwähnt. Durch die Beweidung kam es zur Erosion und Degradierung des Oberbodens, der die Bildung von Trockenrasen ermöglichte bzw. verstärkte. Die Erosion und der geringere Bedarf an Weiden um die Jahrhundertwende (1900) durch den Übergang zur Stallhaltung führte zur Aufgabe der Weiden, die teilweise mit Föhren aufgeforstet wurden, aber ohne Nutzung brach fielen. Auf diesen brachgefallenen Flächen, die sich auf dem Manhartsberg vorlagerten Kuppen aus Gneis befinden, sind die Trockenrasen bis heute erhalten geblieben.

Hotspots der Artenvielfalt

Trockenrasen zählen zu vergleichsweisen artenreichen Vegetationstypen. Folgende Zahlen sollen dieses Faktum erläutern: Am Retzer Gollitsch konnten um 200 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen werden (Holzer 1986). Schon auf einem Quadratmeter kann man bis zu 20 Pflanzenarten finden. Ca. 40 Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste der Gefährdeten Pflanzen Österreichs. Weiters wurden 22 Arten der Heu- und Fangschrecken am Gollitsch nachgewiesen (Denner 2005), darunter befinden sich auch vier gefährdete Arten (Berg et al. 2005). Auf den Trockenrasenhügeln westlich von Retz und der unmittelbaren Umgebung mit ihrer reich strukturierten Weinbaulandschaft wurden 54 Vogelarten, darunter sechs gefährdete Brutvogelarten mit Einstufung NT (Gefährdung droht) und zwei mit Einstufung VU (gefährdet: Wendehals ,Rebhuhn) gesichtet (Dworak et al. 2017). 

Retz und Retzbach befinden sich an der westlichen Grenze der pannonisch verbreiteten Arten, die an kontinentales Klima mit heißen, trockenen Sommern angepasst sind. Daher haben viele Pflanzen und Tiere hier ihren westlichsten Vorposten gegen das niederschlagsreichere atlantisch geprägte Europa, das mit dem Waldviertel im Westen beginnt. Der dramatische Rückgang an Insekten und Vögel der letzten Jahre zeigt, dass es sich beim Arten- und Biodiversitätsschutz nicht nur um eine ethische Verpflichtung handelt sondern um die Erhaltung wichtiger Ökosystemleistungen, die auch für den Menschen relevant sind.

Gefährdung

Durch die lange Zeit ohne Nutzung tendieren die Trockenrasen wieder zuzuwachsen. Einerseits dringen hochwüchsige, konkurrenzkräftige Gräser (Glatthafer, Landreitgras) in die Rasen ein, andererseits siedeln sich auch größere Sträucher (v. a. Rosen) und Bäume an. Beide verdrängen die kleinen lichtbedürftigen Trockenrasen-Arten. Möchte man die Artenvielfalt und die gefährdeten Arten erhalten, muss man durch eine geeignete Bewirtschaftung oder Pflege gegensteuern. Darüber hinaus existieren noch anthropogene Beeinträchtigungen wie Materialablagerungen, die zur Nährstoffanreicherung führen und die Trockenrasen zerstören, oder Motocross-Aktivitäten die Erosion auslösen.

Schutzstatus

Die Trockenrasen- in Retz und Retzbach sind Teil der Europaschutzgebiete „FFH-Schutzgebiet Westliches Weinviertel“ und „Vogelschutzgebiet Westliches Weinviertel“, die sich teilweise überlappen. Daher besteht seitens der EU die Verpflichtung die Trockenrasen zu erhalten. Die Trockenrasen bei Retz gehören teilweise dem Landschaftsschutzgebiet Retzer Hügelland an.

Das LEader-projekt

Für die Erhaltung und die Information der Bevölkerung wurde ein LEADER-Projekt beantragt. Im Rahmen des Projektes, das von 2018 bis 2021 läuft, werden unter fachlicher Kontrolle Sträucher zurückgeschnitten, kleine ebene Flächen gemäht und Teilbereiche mit Schafen beweidet. Leider sind die meisten Gehölze stockausschlagfähig und müssen regelmäßig entfernt werden. Einige Pflanzenarten, die heute in den Trockenrasen wachsen, sind beweidungsempfindlich, d. h. es ist zweckmäßig nur Teilbereiche zu beweiden oder im mehrjährigen Rhythmus um eine möglichst hohe Artenvielfalt zu erhalten.

Die Beweidung wird durch die Stiftung „Blühendes Österreich“ finanziell unterstützt. „Blühendes Österreich“ übernimmt auch den Eigenmittelanteil des LEADER-Projektes. Manche Pflege-Maßnahmen (z. B. am Gollitsch) werden auch Projekte im Rahmen des Schutzgebietsnetzwerkes des Landes Niederösterreich gefördert.

  • 1997: Diplomarbeit von Gabriele Bassler „Die Bedeutung der Sukzession für die Entwicklung von Pflegekonzepten für waldfreie Silikat-Trockenstandorte der nördlichen Manhartsberglinie (Retz, Niederösterreich).“
  • 2002-2011: Beweidung Gollitsch inkl. vegetationskundliches Monitoring und Untersuchung von Heuschrecken und Smaragdeidechse
  • 2005-2006: Erstellung von Landschaftspflegeprojekten für die Trockenrasen in Retz und im Natura 2000-Gebiet „Westliches Weinviertel“
  • 2007-2010: Artenschutz-Projekt: Sand-Schwertlilie (Talberg)
  • 2016 Retzbach: Freiwilligeneinsatz Heiliger Stein
  • März 2016: Schutzgebietsnetzwerk Westliches Weinviertel – Schwendung in Retz, Freiwilligeneinsätze, Flüchtlingseinsätze
  • 2017-2018: Schutzgebietsnetzwerk Westliches Weinviertel: Erstellung eines Handlungsleitfadens für die Schutzgebiete des Westlichen Weinviertels, Umsetzungsmaßnahmen in Retz
  • Laufend: Schwendungen mit Studierenden der BOKU

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ARGE Trockenrasen Retz, Retzbach 
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